Alltag taugt
Wir kennen den Pendragon Verlag eigentlich als Heimstatt von Kriminalliteratur, und tatsächlich mit einem Krimi („Nichts bleibt“) ist Willi Achten im Verlagsprogramm vertreten. Aber es gibt eine nicht ganz so prominente Seite im Pendragon Verlag, die mindestens seit den Lyrikbänden von Helmuth Opitz in den Kanon zeitgenössischer Lyrik hineinspielt. Nach den „Ausgewählten Gedichten“ 2016 in der Lyrik-Edition Rheinland erschien jetzt im „Krimi-Verlag“ ein Band neuer Texte.
Der Verlag beschreibt es so: „Willi Achtens Gedichte sind ein besonderes Leseerlebnis. Sie sagen, was sonst nicht gesagt werden kann. Was sieht man in den Schatten? Was in den Höhen? Was, wenn die Augenblicke nahen? Die rätselhaften und die glücklichen. Die Gedichte sprechen über Wirklichkeiten. Nichts ist, wie es scheint. Auch nicht im Erinnern.“ Allgemeinplätze, die die feine Lyrik von Achten nicht ganz erfassen.
In seinen postexpressionistischen Gedichten fehlen Komma und Punkt und dadurch verschränkt sich das Lesen ins Surreale und Überraschende. "Poesie muss mehr ausdrücken als das Alltägliche", macht Achten seinen Anspruch klar. Ich würde seinen Satz umstellen: Das Alltägliche drückt in der Poesie mehr aus als es im Normalbetrieb kann. Mithilfe der Sprache, die bei Achten eine souveräne und beachtlich schöne ist.
In den Bäumen der Bienen trank eine Dohle
über den Zaun blühte der Mohn ins Haus
zwischen den Buchen stieg der Berg hinaufWir saßen auf einer Bank eine Sense mähte
übers Land kam der Schlaf in die Wälder
sang der Heumond auf der Haut stand sein DuftIns Zirpen der Grillen fuhr ein Zug
Willi Achten: Corso über dem Wind. Gedichte. Pendragon Verlag 2018.
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