Merkur 857
Lesenswert wie immer zeigt sich der neue MERKUR: im Aufmacher stellt sich Uwe Volkmann anlässlich der Corona-Krise die Frage, was die Gesellschaft eigentlich zusammenhält - und ob nicht inzwischen ein problematisches Sicherheitsdenken überwiegt. Mit Franz Kafka, Cornelia Vismann und Carl Schmitt denkt Philip Manow über Kanzlisten nach, über das Kanzellieren und den Zugang zum Gesetz. Der Philosoph Heinrich Niehues-Pröbsting erinnert sich an seinen Lehrer Hans Blumenberg und die alte Welt der Universitäten, die Figuren wie ihn möglich machte. (Dies ist der erste online frei verfügbare Text.)
In seiner Ästhetikkolumne fragt sich Jan von Brevern, was es für die Kunst bedeutet, dass es in ihr die Gattung als Ordnungsprinzip nicht mehr gibt. Wolfgang Kemp blickt noch einmal genau auf den Jargon des "International Art English" und untersucht die Implikationen einer Sprache, die sich von ihren Gegenständen so weit gelöst hat.
Von vergangenen Kulturkämpfen, exemplarisch denen unter Bismarck, lässt sich, so Daniel Weidners Überzeugung, auch für die Gegenwart einiges lernen. Vanessa de Senarclens liest, was gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist, Bücher aus ehemals deutschen Bibliotheken in Polen und findet unter anderem einen Voltaire-Band mit sehr interessanten Anstreichungen. (Das ist der zweite vorübergehend frei lesbare Text.) Im historischen Rückblick schildert Richard Schuberth, wie wenig Ungarn einst war, was es jetzt ist. Eckhardt Köhn weiß, was man über Heideggers Anzug wissen kann, wenn auch vielleicht nicht unbedingt muss. Und Robin Detje macht sich keine Illusionen: "No one gets out here alive."
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