„Ubiquitäre Literatur“
Lesenswerte Rezension im Buchmagazin des Literaturhaus Wien: Stefan Winterstein bespricht Holger Schulze: Ubiquitäre Literatur. Eine Partikelpoetik. Erschienen bei Matthes & Seitz
„Tweets sind Literatur, sagt Holger Schulze. Die wahre Literatur unserer Gegenwart, sagt Schulze (er sagt natürlich nicht „die wahre Literatur unserer Gegenwart“, er sagt schlicht: „die Literatur unserer Zeit“, was ein bisschen weniger hegemonial klingt), sei nicht in den Buchhandlungen oder Bibliotheken zu Hause, nicht in den öffentlichen Lesungen oder Literatursendungen, nicht in den Schreibstuben ernster Schriftstellerinnen und Schriftsteller oder den Feuilletons. Die wahre Literatur unserer Gegenwart, sagt Schulze, wohne in den Einkaufszentren und komme (wie das Virus) mit dem Auto, sie sei nicht festgeschrieben, sondern zirkuliere und werde fortwährend weitertransformiert, sie entstehe beim Chatten und im Vorbeigehen, in Ablenkung und in Ironie, im zerstreuten Multitasking und im Handywischen. Das Lieblingsmedium dieser Gegenwartsliteratur sei das Netz. Ihre Leitplattformen seien Twitter und Instagram. Ihre Autorleser seien wir.“
Leseprobe aus dem Buch