Plädoyer für eine Rückwärtsbewegung - 1
eigene wege durfte ich nicht erkunden, einen eigenen
namen nicht tragen. mutter schenkte mir kein leben,
sah mich als schutzbedürftiges anhängsel ihres leibes,
vater als zweite wahl, die großstadt als fluchtpunkt.
erst rannte ich bis an die grenzen des mutterkuchens,
fand eine lücke zum passieren, aber nicht mein leben.
ich stellte den bewegungsdrang zurück und erstarrte.
immer blieb der vorwurf der untreue. heute rufe ich
in deine längst aufgelassene grabstelle: eine andere
hätte ich als mutter gebraucht. ein verängstigtes tier
warst du, ein verletztes. zeig deine narben! sage ich.
geh zum waldrand, erkunde den namenlosen saum!
Aus: Quecksilber in Manteltaschen, Pop Verlag Ludwigsburg 2015
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