KANTOR
Der Rock zerschlissen, mehr noch seine Seele,
sein Erdulden grantige Unduldsamkeit,
verläßt er die Empore und geht, blind fast,
im Gewohnten nur sehend, müde nach Haus.
Hadert mit Solisten, dem Chor, bis eine
Kastanie ihm auf den Kopf schlägt und ihn weckt.
Da schaut er in einen Himmel aus goldgelben
Händen, die ihm zuwinken, einen Choral
entfachen, der sich fortspinnt und verästelt,
weiter draußen dann in dem Milchblau verlischt,
erlöst. Der alte Vogel, der mit seinem
Schnabel das Gebirge zwischen h-Moll und
C-Dur abwetzte in kaum sechzig Jahren,
uns lehrt: Ewigkeit ist eine Perle, die
in die Zeit fällt, zugleich heraus. Der erste
Ton ist der letzte, basta. Basta basta.
bisher unveröffentlicht
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